Theater ABGERUNGEN in der KZ-Gedenkstätte Hinzert

Dr. Sabine Arend, die Leiterin der Gedenkstätte fand in ihrer Begrüßungsrede eindrücklich Worte:

„Einer muss ja die Wahrheit sagen“ – Muss ich dieser Mensch sein?

Dieser Satz aus dem Munde von Richard Henkes, der in der Zeit des Nationalsozialismus immer wieder um die richtige Haltung gerungen hat, war einer von vielen eindrücklichen Sätzen im Ein-Personen-Stück ABGERUNGEN.

ABGERUNGEN handelt von einem Schriftsteller, der sich darauf eingelassen hat, ein Theaterstück über den Pallottinerpater Henkes zu schreiben. Der gebürtige Westerwälder starb 1945 im KZ Dachau. Freiwillig begleitete er typhuskranke Mithäftlinge in die Quarantäne, um ihnen Pflege und menschliche Nähe zuteilwerden zu lassen. Wären wir heute bereit, für Fremde unser Leben einzusetzen?
Diese und andere Fragen werden im Stück nicht nur vom Schriftsteller an sich selbst gestellt, sondern richten sich auch an das Publikum.

Nun mögen Sie sich fragen, was hat Dachau mit Hinzert zu tun?

Abgesehen von der formalen Ebene, dass die Konzentrationslager Dachau und Hinzert sogenannte Stammlager waren, werden in dem Stück grundlegende Themen berührt, die auch in Hinzert relevant waren:  Auch hier waren Gefangene vor die Herausforderung gestellt: „Versuche ich, meine eigene Haut zu retten, oder teile ich mein Brot mit anderen?“ Das Theaterstück fragt nach den Werten, die Pater Henkes wichtig waren, und danach, was unsere Werte heute sind.

Und damit ist der Bogen in unser Hier und Jetzt geschlagen und es stellt sich die zweite Frage: Warum jetzt solch ein Stück zeigen?

In zwei Tagen, am 8. Mai, gedenken wir des 79. Jahrestags des Kriegsendes in Europa. Die Überlebenden der deutschen Konzentrationslager, die aus fast allen Staaten Europas kamen, haben sich nach dem Krieg für ein „Nie wieder“ eingesetzt. Sie haben Hass und Gewalt überwunden und gemeinsam ein neues Europa geschaffen.

Seit zwei Jahren wird in Europa wieder Krieg geführt. Einer der Befreier von damals ist der Aggressor von heute.

Und in Deutschland versuchen erneut Parteien und Gruppen aus dem rechten politischen Spektrum, die Mittel der Demokratie zu nutzen, um sie zu unterminieren, und propagieren ein nationales Selbstbild, das wieder Menschen aus der Gemeinschaft ausgrenzt.

Hier und heute sind wir herausgefordert, uns mit der Frage auseinander zu setzen, aus welchen Werten heraus und wie lebe ich eigentlich?“

Ein eindrücklicher Abend in der Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert zum 79. Jahrestag des Kriegsendes 1945.

Dr. Sabine Arend – Gedenkstätte SS-Sonderlager / KZ Hinzert

Schauspieler Bruno Lehan

Sabine Arend, P. Hubert Lenz SAC und Bruno Lehan im Gespräch mit Besuchern nach der Aufführung

Bildnachweis: Jacqueline Geib, Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert