„Abgerungen“ im Mainzer Landtag – Bericht eines jungen Zuschauers

Das Theaterstück „Abgerungen“ wurde am 16.03.2023 im Plenarsaal des Rheinland-Pfälzischen Landtags in Mainz aufgeführt.

Auch unsere WG des Christlichen Orientierungsjahres (COJ) hat sich diese Aufführung angeschaut. Gemeinsam leben wir für ein Jahr in den Räumlichkeiten des Mainzer Priesterseminars, um uns neben unseren Freiwilligendiensten mit dem Thema Berufung zu beschäftigen.

So sahen wir es, mit Blick auf Berufung und Meinungsbildung, als wertvolle Möglichkeit, uns näher mit Pater Richard Henkes SAC zu beschäftigen.

Ein Ein-Personen-Schauspiel birgt immer die Gefahr, dass der Zuschauer die Rollen, die der Schauspieler einnimmt, nicht mehr nachvollziehen kann.
In dem Fall des Theaterstücks „Abgerungen“ ist dies jedoch nicht der Fall.
Ganz im Gegenteil: Durch den gekonnten Einsatz von Musik und kurzen Pausen umgeht der Autor diese Gefahr.

Dass der Schauspieler neben Pater Henkes auch den Autor verkörpert und auch dessen Gefühle rüberbringt, wirkt im ersten Moment befremdlich. Nach kurzer Zeit merkt der Zuschauer / die Zuschauerin jedoch, dass dieser Aufbau einen tieferen Sinn hat:

Es geht darum, dass Gefühl der Zerrissenheit zu unterstreichen.

Da ist die Zerrissenheit, die in Pater Henkes herrscht: Die Umstände im KZ Dachau führen zu Zweifeln. Er weiß nicht mehr, wie er den Menschen die Heilsbotschaft Christi verkünden kann.
Unterstrichen wird dieses Gefühl des Ringens, dass auch vom Titel aufgegriffen wird, von den Gedanken des Autors, als dieser das Stück schrieb: Wie kann ich Pater Richard Henkes darstellen? Welche Botschaft möchte ich damit verbinden?

Besonders gut gefallen hat uns jungen Menschen, dass das Theaterstück nicht einfach vorgetragen, vorgespielt wird. Vielmehr wird das Publikum auch direkt angesprochen. Immer wieder stellt der Schauspieler in den Sequenzen, in denen er den Autor des Schauspiels verkörpert Fragen an die Zuschauer/-innen.

Es gilt sich zu positionieren: Hätte ich die Position von Richard Henkes einnehmen können? Hätte ich mich zu dieser Zeit für Menschen im KZ eingesetzt? Durch das Angebot der Stationen im Foyer werden die Fragen intensiviert und das Publikum beginnt selbst mit sich zu „ringen“.

Das Thema ist hoch aktuell: Seit dem Dritten Reich war die Bedrohung durch rechte, menschenfeindliche Politik und deren Sympathisant/-innen nie größer.

So ist es wichtig, dass junge Menschen durch solch ein Theaterstück Stärkung in ihrer Positionierung erhalten.

In diesem Sinne war es für alle Beteiligten ein gelungener Abend.

P. Lenz mit Landtagspräsident Hering (Bildrechte: Landtag RLP)

P. Lenz mit Landtagspräsident Hering (Bildrechte: Landtag RLP)

Hendrik Hering mit tschechischem Schauspieler Vojtěch Malchárek (Bildrechte: Landtag RLP)

Hendrik Hering mit tschechischem Schauspieler Vojtěch Malchárek (Bildrechte: Landtag RLP)

Sonja Kirst im Gespräch mit Hendrik Hering und Frau Stephan

Sonja Kirst im Gespräch mit Hendrik Hering und Frau Stephan

Text: Sebastian Hammacher, Mainz
Bildnachweis: soweit nicht anders vermerkt: WeG-Initiative