Theater ABGERUNGEN

Es gibt Theaterstücke, da bleibt man nicht Zuschauer, sondern findet sich mit dem eigenen Leben auf der Bühne. ABGERUNGEN ist ein solches Stück: Ein Drehbuchautor wird gefragt, ob er ein Theaterstück über den Pallottiner Richard Henkes schreiben würde. Dieser hatte sich mit seinem Eintreten für Wahrheit und Menschenwürde, für Versöhnung und Mitmenschlichkeit schon früh mit den Nazi-Machthabern angelegt. 1943 kam er ins KZ Dachau. Kurz vor Kriegsende starb er. Freiwillig hatte er sich in eine unter Quarantäne gestellte Typhusbaracke begeben. 9 Wochen sorgte er dort für seine erkrankten und sterbenden Mithäftlinge – dann infizierte er sich selbst…

Der Autor lässt sich zunächst des Geldes wegen auf die Anfrage ein. Doch bald begeistert ihn Leben und Wirken von Pater Henkes. Seine Bereitschaft, sich ganz in den Dienst seiner Leidens­genossen zu stellen, nötigt ihm großen Respekt ab. Zugleich fordert die Beschäftigung mit dessen entschiedenem Engagement, mit seinen Werten und Haltungen, heraus: Kann ihm Henkes‘ bedingungsloser Einsatz für Menschenwürde und Mitmenschlichkeit Vorbild sein? Er weicht der Frage nicht aus, immer mehr kämpft es in ihm und er lässt die Zuschauer an seinem Ringen teilhaben.

Aufführung KZ-Dachau, Innenhof des Karmel

In ABGERUNGEN geht es nicht nur um das innere Kämpfen von Henkes, sondern um mehr. Immer mehr identifiziert sich der Autor mit dessen Ringen und Sich-Durchringen. In dessen existenziellen Kämpfen und Widerständen, in seinem Sich-gerufen-Wissen, in seinem Hoffen und Glauben findet er sich zunehmend selbst wieder. Ganz im Geiste Henkes‘ hält er sogar eine flammende Predigt über den Wert und die unantastbare Würde eines jeden Menschen.

Doch nicht nur der dargestellte Autor, auch die Zuschauer kommen unweigerlich ins Nachsinnen über sich und ihr Leben – fragen nach den eigenen Haltungen beim immer wieder geforderten Einsatz für Menschlichkeit und Werte. Wie groß ist etwa die eigene Bereitschaft, sich auch in schwierigen Situationen tatsächlich für die Wahrheit, für die Würde eines jeden Menschen, für das Gute einzusetzen? Wer sich so fragt, dessen Blick fällt dann auch schnell auf das, was zu derart entschiedenen Einsatz motiviert und Kraft gibt, was dem eigenen Leben Sinn, Halt und Quelle ist …

Boris Weber, der Autor und Regisseur des Theaterstückes schreibt dazu: „Meine Bewunderung ist groß! Wie kann ein Mensch sein Gottvertrauen, seine Liebe und sein Wirken derart in Gottes Hände legen? Wie sehr muss man mit sich ringen, um sich tatsächlich – den nahezu sicheren Tod vor Augen – auf Gottes Klopfen und Rufen einzulassen!“
Die 40-minütige Aufführung regt an: sowohl zu persönlichem Nachdenken als auch zu Austausch und Gespräch. – Es lohnt sich!

Schauspieler und Autor im Gespräch

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